Landesregierung schlägt Warnungen der Bertelmann-Studie in den Wind - Aller: Kultusministerin kapituliert vor Nachhilfe-Boom
Zum dritten Mal hat der SPD-Landtagsabgeordnete mit Kolleginnen und Kollegen seiner Fraktion den wachsenden Markt für Nachhilfe zum Thema im Landtag gemacht. Nach enttäuschenden Reaktionen des Kultusministeriums in den Jahren 2004 und 2009 hat der SPD-Politiker jetzt die Ergebnisse einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aufgegriffen.
Die Bildungsexperten Annemarie und Klaus Klemm haben ihre Studie überschrieben: „Ausgaben für Nachhilfe – teurer und unfairer Ausgleich für fehlende individuelle Förderung“. Damit greifen sie exakt die Themen auf, die das niedersächsische Kultusministerium seit Jahren nicht zur Kenntnis nehmen wollte.
Wieder will das Niedersächsische Kultusministerium keine Konsequenzen aus der wissenschaftlichen Studie ziehen. Wie in 2004 und 2009 sieht das Kultusministerium keinen Handlungsbedarf. Einen Zusammenhang zwischen dem kontinuierlichen Wachstumsmarkt Nachhilfe und offensichtlichen Defiziten im öffentlichen Schulsystem will das Kultusministerium nicht erkennen, obwohl ein Grund für die verstärkte außerschulische und bezahlte Nachhilfe die unterentwickelte individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern sei.
Die Bertelmann-Studie weise jetzt nach, dass der Nachhilfeboom „teuer und unfair“ ist. Dazu gibt die Kultusministerin keinerlei Stellungnahme ab. Die wörtliche Formulierung in der Antwort der Ministerin: „Der Nachhilfemarkt ist ein privatwirtschaftlicher Sektor, auf den die Landesregierung keinen Einfluss nehmen kann“, klingt deshalb wie eine Kapitulation der zuständigen Ministerin vor den Zuständen in Schule und Unterricht.“, kritisiert Aller.
Anstatt die Entwicklung auf dem Nachhilfemarkt selbstkritisch zu hinterfragen wiegelt die Ministerin ab: Nicht einmal die Tatsache, dass nach der Studie offenkundig der teuer bezahlte Nachhilfeunterricht überwiegend von Schülerinnen und Schülern in Anspruch genommen werde, die im mittleren und oberen Leistungsbereich lägen, führe in Niedersachsen zu Konsequenzen.
Die Ignoranz, mit der das Kultusministerium das Thema „Wachstumsmarkt Nachhilfe“ begegne verschärfe die Ungleichheit von Schulchancen. Eine immer größere Zahl von Familien mit Kindern sähe sich veranlasst, Bildung und Qualifizierung im Schulalltag teuer dazu zu kaufen. „Da stimmt eben etwas nicht im niedersächsischen Schulsystem“, wirft Aller Kultusministerin Heister-Neumann vor. Deshalb werde die SPD der Kultusministerin weiter bildungspolitische Nachhilfe geben müssen.