Aller zieht positive Bilanz nach Besuch mit niedersächsischer Wirtschaftsdelegation in Kasachstan und Usbekistan – Wirtschaftspartnerschaft mit zentralasiatischen Staaten kann künftige Rohstoffversorgung sichern helfen
Im Ausbau der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Niedersachsen mit Kasachstan und Usbekistan sieht der Landtagsabgeordnete Heinrich Aller gute Chancen, die künftige Versorgung Deutschlands mit wichtigen Rohstoffen langfristig zu sichern. Der SPD-Politiker hatte an einer Delegationsreise von Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Banken und Fördergesellschaften unter der Leitung des niedersächsischen Wirtschaftsministers Jörg Bode teilgenommen.
In einem ersten Fazit stellte Aller fest: „Niedersachsen könnte mit dem Geozentrum Hannover und der erst kürzlich am Standort Hannover eingerichteten Deutschen Rohstoffagentur eine zentrale Rolle im Wettbewerb um Rohstoffe übernehmen. Die strategische Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen sollte nach meiner Auffassung durch einen systematischen Ausbau der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, Kasachstan und Usbekistan flankiert werden.“
„Ich bin mir mit dem Wirtschaftsminister einig“, so Aller, „dass die Frage der künftigen Energieversorgung mit Erdöl, Gas und zunehmend der Ausbau regenerativer Energienetze wichtige Handlungsfelder für Kooperationen mit Usbekistan darstellen können“, meint der SPD-Politiker.
Kasachstan und Usbekistan wissen um ihre Bedeutung für die künftige Versorgung der Industrienationen mit Rohstoffen. Beide Staaten finanzieren derzeit ihre öffentlichen Haushalte und Wirtschaftswachstum im Wesentlichen über die Erlöse aus dem Handel mit Öl und Gas. Rund zwanzig Jahre nach der Unabhängigkeit bemühen sich sowohl Kasachstan als auch Usbekistan verstärkt darum, die eigene Wirtschaft zu diversifizieren. Durch breit angelegte Maßnahmenpakete sollen Auslandsinvestitionen und Unternehmen eingeworben werden. Mit zahlreichen Gesprächspartnern aus Politik und Wirtschaft hätten Minister Jörg Bode und er als früherer Finanzminister sehr offen die Chancen und Probleme bei der Umsetzung der ambitionierten Planungen in Kasachstan und Usbekistan erörtern können. So seien beispielweise auch die Konvertierbarkeit der nationalen Währung Usbekistans und Fragen der Rechtssicherheit angesprochen worden. Aller hob hervor, dass die breit angelegte Subventionspolitik in Kasachstan und Usbekistan für ausländische Investitionen zwar wichtige Anreize böten, wirtschaftliche Zusammenarbeit sei aber keine Einbahnstraße.
Von großem Interesse für die mitgereisten Vertreter von Politik und Wirtschaft dürften die Einschätzungen der beiden Präsidenten der Industrie und Handelskammern von Kasachstan und Usbekistan gewesen sein. Beide Wirtschaftsexperten zeichneten durchaus realistische Rahmenbedingungen für die Entwicklung im eigenen Land auf. Dr. Alisher Shaykov betonte, dass Usbekistan bereit sei zu lernen und viel dafür tue aufzuholen. Die Schwerpunkte KMUs (Kleine und mittlere Unternehmen), Landwirtschaft, Fahrzeugbau, Innovationen auf breiter Front und vor allem der Ausbau der Infrastruktur seien ausbaufähig. Das hätten auch die drei Kooperationsbörsen in Astana, Almaty und Taschkent deutlich gemacht.
Aller hatte in Gesprächen u. a. mit Albert Rau, 1. Vizeminister des Ministeriums für Industrie und Neue Technologien Kasachstans und der Ministerin für Außenwirtschaftliche Beziehungen, Innovationen und Handel von Usbekistan, Professorin Galina Daidova erklärt, dass Fortschritte in der Zusammenarbeit stark von erfolgreichen konkreten Projekten geprägt würden. Es müsse in Deutschland und Niedersachsen zur Kenntnis genommen werden, dass beide zentralasiatischen Länder ihre günstige geopolitische Lage zu den großen Märkten Russland, Westeuropa oder China nutzen wollen, ohne von der Marktmacht der Nachbarn „erdrückt“ zu werden. Beachtlich sei, wie intensiv sich Korea in den „privilegierten Zonen“ mit einer Vielzahl attraktiver Subventionen für ausländische Investoren engagierten. Dass die asiatische Regionen massiv in die Verkehrsinfrastruktur investieren wollen, dokumentiere ein rund 9000 Kilometer langes Autobahnprojekt, das von Westchina über Zentralasien bis Europa führen soll. Damit gewinne das Thema Logistik und verkehrsnahe Infrastruktur in beiden Ländern weiter an Bedeutung.
Immer wieder wurde betont, dass erfolgreiches und profitables Wirtschaften von ausländischen Unternehmen und Investoren machbar sei. Gute Beispiele gebe es im landwirtschaftlichen Sektor, in dem deutsche Maschinen und Spezialfahrzeuge eingesetzt würden. Im Autobahnbau habe ein niedersächsisches Unternehmen sehr früh Maßstäbe gesetzt und nicht nur durch den Bau von rund 300 Kilometern Straße, die den extremen Witterungsbedingungen standhalten, überzeugt. Durch die Qualifizierung von Arbeitskräften und die Ausbildung junger Mitarbeiter in einem inzwischen mehrheitlich kasachischen Unternehmen sei erkennbar, dass bilaterale Wirtschaftkontakte zu Win-Win-Ergebnissen führen können. „Wir werben für Arbeit und Wertschöpfung“, betonten die Vertreterinnen und Vertreter in beiden Staaten. Selbstbewusst verwiesen Politik und Management auf leistungsfähige Bildungssysteme und vergleichsweise gut qualifizierte Arbeitskräfte.
Noch lägen bisweilen Wunsch und Wirklichkeit bei der Umsetzung einer nachhaltigen Zusammenarbeit weit auseinander, konstatierte Aller. Es sei aber gerade wesentlicher Sinn der direkten Kontakte vor Ort, über den Dialog zu vertrauensvoller Zusammenarbeit zu kommen. Bekannte Hindernisse – ob politisch oder wirtschaftlich – müssten definiert, erörtert und ausgeräumt werden. Aller kündigte an, dass er demnächst zu einer Gesprächsrunde einladen werde, um mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Delegationsreise und Interessierten die Erkenntnisse aus dem Besuch in Kasachstan und Usbekistan zu erörtern. Der SPD-Politiker wirbt für einen möglichst breiten Konsens in der Vertretung landespolitischer Interessen in der Außenwirtschaft, wenn es darum gehe, weiterführende Aktivitäten und konkrete Projekte für Kooperationen zu sondieren.