Die bezahlte Nachhilfe droht die Chancengleichheit von Kindern an niedersächsischen Schulen und Schulen in Deutschland weiter massiv zu beeinträchtigen. Durch die Ergebnisse einer aktuell Studie der Bertelsmann-Stiftung sieht sich der SPD-Landtagsabgeordnete Heinrich Aller bestätigt.

Bereits im Jahr 2004 hatte der SPD-Politiker in einer parlamentarischen Anfrage unter der Überschrift „Boom für schulische Ersatzangebote – Teure und unsoziale Reaktion auf schulpolitische Mängel“ und 2009 „Unzufriedenheit mit der Unterrichtsversorgung und schulischen Leistungen fördern Boom für Nachhilfeangebote – auch über das Internet“ auf einen gefährlichen Trend aufmerksam gemacht. In beiden Fällen hat die Landesregierung die Entwicklung verharmlost und keinen Handlungsbedarf gesehen, kritisiert Aller.

„Die jetzt von den Bildungsexperten Annemarie und Klaus Klemm festgestellten Fakten bestätigen Trends, vor denen ich bereits vor Jahren gewarnt habe,“ stellt der SPD-Politiker fest. „Das niedersächsische Kultusministerium hat sich geweigert, Zusammenhänge zwischen dem öffentlichen Schulwesen und der Entwicklung auf dem Nachhilfemarkt aufzuarbeiten.“ Heute drohe die bezahlte Nachhilfe die Ergebnisse von Schule und Unterricht durch bezahlte Parallelstrukturen zu verfälschen. Das habe auch negative Rückwirkungen auf das öffentliche Schulsystem.

Es dürfe und könne nicht sein, dass notwendige individuelle Förderung für Schulkinder „ausgelagert“ wird. Wenn bundesweit tatsächlich Eltern für 1,1 Millionen Kinder rund 1,5 Milliarden Euro in teure „Parallelstrukturen“ von Unterricht investieren, belege das die Defizite auch im niedersächsischen Schulsystem. Der SPD-Politiker wirft vor allem dem niedersächsischen Kultusministerium vor, die Entwicklung der bezahlten Nachhilfe verharmlost zu haben und ahnungslos, hilflos und tatenlos hingenommen zu haben. Mit einer dritten parlamentarischen Initiative will Aller jetzt mit der SPD-Fraktion „Druck“ auf die Landesregierung erzeugen. Unter der Überschrift „Geschäft mit Nachhilfe boomt – Teil III“ wird sie auf den Weg gebracht.

„Ich will eine Kurskorrektur erreichen“, betont Aller. Eltern und Kinder dürfen nicht auf den bezahlten Nachhilfemarkt gedrängt werden, um subjektiv wahrgenommene oder objektiv bestehende Defizite von Schule und Unterricht bei der Erarbeitung von Zukunftschancen auszugleichen.“ – Zentrale Schwachpunkte der Schulpolitik von CDU und FDP in Niedersachsen seien ihr Widerstand gegen den Ausbau des IGS-Angebots und das Festhalten an dem Ganztagsschulangebot „light“. Um einer Spaltung der Schülerschaft entgegenwirken zu können, müssten vor allem die Ganztagsangebote so mit Personal und Unterricht ausgestattet werden, dass individuelle Förderung im regulären Unterricht angemessen erfolgen könne.