Der 8. Mai ist seit 1945 der Tag der Befreiung vom Faschismus. Heinrich Aller begeht ihn jährlich in Wennigsen beim Friedens- und Befreiungsfest. Sein Grußwort zum diesjährigen 8. Mai gibt es hier zum Nachlesen:

Grußwort zum Wennigser Friedens- und Befreiungsfest 2012

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wennigser Friedens- und Befreiungsfest,

ich grüße Sie herzlich zum diesjährigen Tag der Befreiung. Leider kann ich aufgrund einer längerfristig eingegangenen Terminverpflichtung in diesem Jahr nicht teilnehmen. Mein Dank gilt vor allem Dieter Hasenjäger und Hartmut Rahmer, die diese Begegnung jedes Jahr auf die Beine stellen – sie sollten genau jetzt applaudieren; beide haben es verdient.

Warum feiern wir den Tag der Befreiung? Warum nennen wir ihn so? Weil er eben genau das ist: Als am 8. Mai 1945 der Krieg endete, wurde Deutschland und Europa befreit – von der Nazi-Diktatur und der faschistischen Barbarei. Dieses Ereignis in der Weltgeschichte darf niemals fehlgedeutet oder bagatellisiert werden. Die Bedeutung des Tages muss immer wieder in unser kollektives Bewusstsein gerufen werden; das ist unsere gemeinsame Aufgabe. Und deswegen ist es so wichtig, dass wir uns jedes Jahres versammeln. Auch wenn wir dabei manchmal wenige sind, dürfen wir uns nicht unterkriegen lassen.

Aber der 8. Mai ist eben nicht nur der Tag der Befreiung – es ist auch der Tag des Mahnens für die Bewahrung des Friedens. Frieden, das heißt für den Einzelnen das Recht auf Unversehrtheit, auf Schutz des Lebens und Zusammenlebens, auf persönliche Sicherheit und die der ihn Umgebenden. Für Frieden einzustehen, heißt, für Menschenrechte einzustehen. Sie sind unveräußerlich und unteilbar. Und sie sind unverhandelbar! Deswegen rufen wir auch am 8. Mai laut und deutlich: Kein Fußbreit den Faschisten, nirgendwo und nirgendwann! Und so ist der Tag der Befreiung auch ein Tag der Pflicht: Eine Mahnung, dass wir menschenverachtendes Gedankengut erkennen lernen, es anprangern und es nicht dulden.

Große Hoffnungen haben wir auf ein aufgeklärtes Europa gesetzt. Zurzeit beobachten wir nicht nur in Deutschland, sondern auch in unseren Nachbarstaaten ein Wiedererstarken einer radikalen Rechten, die bisweilen auch getarnt im Nadelstreifenanzug auftritt. Das ist die andere Seite der Medaille am Tag der Befreiung: Die Rechten äußern ihre menschenverachtenden Parolen, indem sie Meinungsfreiheit für sich beanspruchen. Sie nutzen ihre Freiheit, um gegen Demokratie und Menschenrechte zu polemisieren, zu agitieren und zu agieren. Deswegen müssen wir immerzu wachsam bleiben. Tatsächlich brauchen wir neben unseren Aktivitäten in Deutschland mehr europäische und internationale Solidarität im Kampf gegen rechtes Gedankengut.

Das hat uns die Befreiung ermöglicht: Dass wir frei sind und frei leben können! Für mich ist klar: Freiheit ist kein Alleingut, sie ist nicht allein gültig. Als Sozialdemokrat weiß ich, dass Freiheit nur echt ist, wenn sie in den Kanon der Werte Gerechtigkeit und Solidarität gestellt wird. Das ist mein persönliches Werte-„Dreigestirn“ – am 8. Mai und auch an jedem anderen Tag im Jahr. Ich rufe Ihnen zu: Hoch die internationale Solidarität!

Ihr
Heinrich Aller MdL
Finanzminister a.D.