Der Vereinssport braucht ein eigenständiges Profil, attraktive Sportangebote für alle Alters- und soziale Gruppen und engagierte Ehrenamtliche, die sich auf eine stabile und verstetigte Förderung durch die öffentlichen Hände verlassen können. Diese Einschätzung vertrat der SPD-Landtagsabgeordnete Heinrich Aller beim 2. Sportkongress in der Region Hannover.

Tatsächlich stehe der klassische Vereinssport zunehmend im Wettbewerb zu privaten Anbietern und so genannten freien Gruppen, die flexibel und ortsnah der Nachfrage nach „Bewegung, Fitness, Gesundheit“ befriedigen.

Der SPD-Politiker ist vom Fach. Er hat in Hannover Sport studiert, an verschiedenen Schulformen Sport unterrichtet und ist langjähriges Mitglied des Mehrspartenvereins TuS Seelze. Er sieht in den veränderten Rahmenbedingungen für den Vereinssport eine große Herausforderung und Chancen zugleich. Die knappen öffentlichen Kassen, demografische Entwicklung aber auch die in wenigen Jahren alle Schulen und Altersjahrgänge umfassenden Ganztagsschulen seien nur drei Faktoren, die die auf Ehrenamtlichkeit und Mitgliedschaften aufgebauten Vereine in Niedersachsen in unterschiedlicher Form zu bewältigen hätten.

„Ohne Moos ist – auch im Sport – nichts los!“, begründete der SPD-Landtagsabgeordnete seine Forderung nach angemessener, verstetigter und verlässlicher Förderung. Wenn dem Vereinssport von der Gesellschaft ständig neue Aufgaben und Anforderungen angedient würden, müssten auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Im Dialog mit den Vertretern des Sports um einen erfolgreichen Weg der „Sportentwicklung“ stellte Aller deshalb Anspruch und Wirklichkeit in der Zukunftsdebatte in den Mittelpunkt. Längst habe der Sport sein Monopol auf „Sport im Ort“ verloren. Um die weniger werdenden Kinder und Jugendlichen werben inzwischen vielfältige Vereine, Organisationen, Kirchen und Initiativen. Alle entwickeln inzwischen „Mischformen“, um mit jeweils interessanten Programmen Nachwuchs für das Mitmachen im Verein zu gewinnen.

Dabei komme es darauf an, stimmt Aller mit einem Großteil der Diskussionsteilnehmer überein, dass Sportvereine stets über Bewegung, körperliche Fitness, Individual- und Mannschaftssport sowie den Leistungs- und Wettkampfgedanken werben müssten. Gerade dafür benötigten die Vereine jedoch angemessene Übungs- und Sportstätten. Durch Kooperationen und vereinsübergreifende Projekte könnte der Sport den Anpassungsprozess erfolgreich gestalten. Entscheidend sei, zog Aller ein Fazit für die Politik, dass den wohlfeilen Formulierungen zugunsten des Sports – wie in der Niedersächsischen Verfassung, Landtagsentschließungen oder Ratsbeschlüssen – auch Taten folgten.

Den Sport und die Sportorganisationen sieht der SPD-Abgeordnete als wichtige Partner. Deshalb sei es auch unsinnig, den von Ehrenamt und Freiwilligenarbeit getragenen Sport durch Gesetze, Verordnungen und überflüssigen sonstigen Verwaltungsaufwand zu überfordern. Der SPD-Politiker sieht in dem Angebot des Sportbundes, sogenannte zeitaufwendige Bürokratie durch Serviceangebote zu übernehmen, einen guten Ansatz. Vielleicht – so Aller – wäre das ein Ansatz, der lokal über die Vereinsgrenzen hinweg durch einen „Service-Point für Vereine“ mehr Ehrenamtliche zu gewinnen und mehr Zeit für praktische Angebote im Vereinssport zu realisieren?