Schon im Juni oder Juli dieses Jahres wird der Postzustelldienst von Seelze nach Garbsen verlagert. Der Brief- und Paketservice für die Stadt Seelze soll dann von Garbsen aus erfolgen. Die Vorbereitungen für Umstrukturierungen bei der Post sind inzwischen so weit fortgeschritten, dass zwei konkrete Termine für den „Beginn einer neuen Zeitrechnung“ im Raum stehen. Der SPD-Landtagsabgeordnete und Selzer Ratsherr Heinrich Aller hat in einer Serie von Telefonaten und Gesprächen „Dampf auf den Kessel gemacht“, nachdem Vermieter Friedrich Stein ihn von Gerüchten über den bevorstehen Abzug der Post aus Seelze, Am Kreuzweg 6, informiert hatte. Aller, wie Stein alter Seelzer, wörtlich: „Ich bin stinksauer über das Vorgehen der Post. Nach meinen Recherchen stellen die zuständigen Postgeschäftsbereiche Vermieter, Beschäftigte und die Stadt vor vollendete Tatsachen.“

Zusätzliche Brisanz hat nach Allers Auffassung das „Thema Post in Seelze“ durch aktuelle Meldungen erhalten. Danach sollen hunderte Hunderte Filialen an andere Betreiber abgegeben werden. So wird bereichtet, dass die Post noch rund 850 kleinere Filialen betreibe, von denen rund 700 betroffen sein. Nach Gesprächen mit dem so genannten Politikbeauftragten der Post für Niedersachsen und Bremen, Stephan Siekmann, müsse als gesichert gelten, dass inzwischen der 24. Juni oder spätestens der 29. Juli für die endgültige Betriebsverlagerung der Zustellung von Seelze nach Garbsen feststehen. Es sei ein Skandal, dass bis jetzt mit dem Vermieter Stein bisher offiziell noch kein Kontakt aufgenommen worden sei, meint Aller. Stein selbst ist „zutiefst enttäuscht“. Immerhin sei die Post rund 40 Jahre offensichtlich zufriedene Mieterin im Zentrum von Seelze gewesen. Jetzt werde er praktisch ohne Vorwarnung vor das Problem gestellt, die mit einem weiteren Vermieter ganz auf den Postzustellservice einschließlich der Kraftfahrzeuglogistik und die Postfiliale mit erheblichem Kundenverkehr zugeschnittene mitten im Stadtzentrum neu zu verplanen und zu vermieten. Das sei kein fairer Umgang zwischen langjährigen Vertragspartnern, kritisiert Aller die Post. Er wundere sich aber auch über die Stadtverwaltung, die offenkundig ersten Hinweisen auf bevorstehende massive Veränderungen bei der Seelze Post nicht ernsthaft nachgegangen sei.

Gar kein Verständnis hat der SPD-Politiker auch für die Art und Weise, wie angesichts der bereits bekannten Fakten das Personal im Unklaren gelassen werde. „Das wichtigste Kapital für erfolgreiche Dienstleistungsunternehmen sind heute motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, ist Aller überzeugt. Ein kluges Management beziehe deshalb die betroffene Belegschaft frühzeitig in Umstrukturierungspläne ein. Ganz offensichtlich erfahren die Beschäftigen von den geplanten Maßnahmen nur vom Hörensagen. Dabei zeichnet sich für Aller nach seinen Erkundigungen sehr deutlich ab, wohin die Reise gehe. Betroffen seien am Standort Seelze wohl 19 Beschäftigte aus dem Zustellungsbereich und die drei Beschäftigten. „Wenn die Post schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen bei der Brief- und Paketzustellung im Bereich Seelze, Garbsen und Wunstorf neue Konzept verfolgt, soll sie für die notwendige Transparenz und Akzeptanz sorgen,“ fordert Aller.

Die Post könne nur dann mit Zustimmung rechnen, wenn die Umstrukturierungs-maßnahmen erkennbar optimalen Service für die Kunden und ein überzeugendes Arbeitsplatzkonzept beinhalten. Er gehe davon aus, dass genau diese Fragen jetzt offen erörtert werden, fordert der SPD-Politiker Heinrich Aller. Für ihn sei völlig unerklärlich, warum Wirtschaftsförderung der Stadt Seelze, obwohl sie offenkundig Hinweise auf Auslagerungswünsche der Post hatte, nicht aktiv geworden ist. Wirtschaftsförderer Jörg Schmidt hatte jedenfalls keinen Kontakt zu Vermieter Stein aufgenommen. Am Donnerstag war man im Rathaus noch davon ausgegangen, dass die Post sich auf dem Firmengelände Grote und in der Werftstraße in Selze um Alternativen bemühe.

Jetzt will der sich SPD-Politiker dafür einsetzen, dass nicht mehr „hinter den Kulissen“ Entscheidungen getroffen werden, bei denen die Beschäftigten, Seelzer Postkunden und –vertragspartner auf der „Zuschauerbank“ sitzen. Aller fürchtet, dass der Zug für die künftige zusammengeführte Brief- und Paketzustellung aus Garbsen mit Pkws bereits abgefahren ist. Trotzdem will er die Seelzer Interessen weiter einbringen.

Vor allem will er sich mit dem Vermieter Stein dafür werben, dass zumindest die Postfiliale mit kundennahen Service Am Kreuzweg in Seelze verbleibt. „Es kann doch nicht sein, dass die Stadt Citymarketing forciert und ihr gleichzeitig die Post im Zentrum abhanden kommt“, kritisiert Ratsherr Aller. Deshalb sei auch die Stadt zu mehr und aktiverer „Bestandpflege“ im Rahmen ihrer Wirtschaftsförderung aufgefordert.