Zu einer Veranstaltung aus zwei Teilen hatte der örtliche Landtagsabgeordnete und Ratsherr Heinrich Aller in der vergangenen Woche eingeladen: Zusammen mit „Praktikern“ aus Schulen, Kindergärten und KiTas wurde zuerst die Werkstatt der Lebenshilfe besichtigt, anschließend kam man zum Fachgespräch in Kooperation mit Lebenshilfe-Chefin Gaby Bauch und Schulleiter Torsten Ellerhof zusammen – rund 50 Teilnehmer diskutierten dort das Thema Inklusion. Ganz konkret ging es darum, welche Folgen das Thema für die Stadt und Gesellschaft in Seelze hat. „Gemeinsames Leben und Lernen zu organisieren – das ist die Aufgabe, vor der wir stehen. Das Gespräch hat gezeigt: In Seelze sind alle maßgeblichen Akteure bereit, sich dieser Aufgabe zu stellen!", so Aller.

Zur Einleitung ins Thema hatte Aller einen wichtigen Repräsentanten gewonnen: Karl Finke, Beauftragter des Landes Niedersachsen für Menschen mit Behinderungen, stellte die Lage im Lande vor: In Niedersachsen leben rund 1,2 Millionen Menschen mit Behinderungen, bundesweit sind es 13 Millionen. Für diese Menschen gelte es, gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen - ob in Schule, Beruf, Freizeit oder eben auch Politik. Eine Rechtsgrundlage dafür gibt es seit 2006: Seinerzeit wurde die UN-Behindertenrechtskonvention beschlossen, die auch für die Deutschland gilt und die vor Ort umgesetzt werden muss. Es gehe aber nicht nur darum, eine internationale Verpflichtung einzulösen, sondern um mehr: "Im Mittelpunkt stehen die Menschen, und zwar alle: Von gemeinsamem Lernen profitieren alle, ob mit Behinderung oder ohne.", erklärt Finke.

Zustimmung für die Stoßrichtung kam von den "Praktikern" aus dem Bereich Bildung und Betreuung: Schulleiter Torsten Ellerhof von der Anne-Frank-Schule berichtete von der Inklusion, auf die sich die Grundschulen jetzt auch einrichten müssten. Und hier legte auch Gaby Bauch, Vorstandsvorsitzende der Seelzer Lebenshilfe, nach: "Entscheidend ist, dass jeder Mensch frei entscheiden kann, was er möchte." Diese Wahlfreiheit müsse hergestellt werden - deswegen sei die Inklusion ein großer organisatorischer, aber eben auch finanzieller Kraftakt. Der Ehrenvorsitzende der Lebenshilfe Niedersachsen, Herbert Burger, brachte es schließlich auf den Punkt: "Unser jetziges Bildungs- und Arbeitssystem muss für die Inklusion umgebaut werden!"

Für die Politik vor Ort, in der Region und im Land ergibt sich ein fester Aufgabenkatalog - eine Herausforderung, die SPD-Landtagskandidatin Claudia Schüßler angehen möchte, die die Diskussion zusammenfasste: "Inklusion ist ein Großprojekt: Es geht um Barrierefreiheit und um gute Ausstattung in Kindergärten, KiTas und Schulen. Und es geht darum, für Akzeptanz und Toleranz zu werben!" Heinrich Aller ist jedenfalls zufrieden: "Mit dieser Fachveranstaltung haben wir den Auftakt für ein ganz wichtiges Thema organisiert. Politik muss Impulsgeberin sind - und dann die Umsetzung begleiten. Das werden wir weiter so machen!"

Inklusion in Seelze
Starke Runde: Auf Einladung von Heinrich Aller diskutierten u.a. Karl Finke, Behindertenbeauftragter des Landes (2.v.r.) und Gaby Bauch, Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe Seelze (r.) mit.
Inklusion in Seelze
"Volles Haus" bei einem wichtigen Thema: Rund 50 Interessierte - vor allem aus Schulen, Kindergärten und KiTas - waren bei der Lebenshilfe in Seelze mit dabei.