Das Projekt des SPD-Landtagsabgeordneten Heinrich Aller – „Der Jugend eine Stimme geben“ – trifft auf reges Interesse. In gleich drei Veranstaltungen, in denen das Verhältnis von jungen Menschen zu Politik und Gesellschaft im Mittelpunkt standen, registrierte der SPD-Politiker „viel Bereitschaft zur Mitarbeit – aber auch Kritik der jungen Leute an den tatsächlichen Möglichkeiten der Mitgestaltung.“

An drei Tagen und in drei Veranstaltungen diskutierte der Landespolitiker, der auch seit Jahrzehnten dem Seelzer Stadtrat angehört, mit Vertreterinnen und Vertretern der jungen Generation. Vor allem bei der Auftaktveranstaltung mit Jugendlichen aus Barsinghausen im KUBA und der „Diskussion am Kamin“ mit vierzig angehenden Jugendvertreterinnen und Jugendvertretern der Gewerkschaft IG BCE gab es deutliche Hinweise auf Probleme zwischen Jung und Alt. „Die verstehen uns einfach nicht.“ Oder: „Die nehmen unsere Forderungen und Argumente nicht ernst.“ Aber auch durchaus selbstkritische Stimmen meldeten sich zu Wort: „Schon unter den Jugendlichen gibt es Sprachlosigkeit.“ Mangelhafte Kontakte zwischen Schülerinnen und Schülern verschiedener Schulformen, sozialer Gruppen, Migranten und Deutschen wurden ebenfalls beklagt.

Der Jugend eine Stimme geben im KUBA
Veranstaltung "Der Jugend eine Stimme geben" im Barsinghäuser KUBA

Dass es durchaus positive Ansätze dafür gibt, wie die Jugend mitreden, mitmachen und mitgestalten kann, beschrieben Lea Gronenberg, Juso-Vorsitzende in Barsinghausen, Tom von Zimmermann, Jugendbürgermeister in Wennigsen, und Mustafa Erkan, Jugendreferent der IGBCE Hannover. Selbstbewusst beschrieb Lea Gronenberg die Rolle der Jusos in der örtlichen Partei: Gerade weil die jungen Mitglieder inzwischen auch eine „ zahlenmäßig beachtliche Gruppe“ seien, fänden ihre Belange und Positionen Gehör. Das gelte für die lokalen Themen wie Skaterangebote oder Haldenbebauung ebenso, wie für Zukunftsfragen der Bildungs- oder Atompolitik. Tom von Zimmermann betonte die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Jugendparlament, Rat und Verwaltung. „Die Kinder und Jugendlichen kommen mit ihren Problemen zu uns, weil sie wissen, dass wir für sie sprechen können.“

Jugendparlamente oder Jugendstadträte funktionieren jedoch nicht überall. Das wussten besonders die anwesenden Jugendpfleger zu berichten. Umso mehr unterstützte der SPD-Abgeordnete Heinrich die „Hauptamtlichen“ in ihrer ambitionierten Arbeit. Sie könnten gemeinsam mit engagierten Jugendlichen die „notwendigen Impulse dafür geben, über bildungs- und soziale Grenzen hinweg der Jugend insgesamt mehr Stimme zu geben und Gehör zu verschaffen“. Er erinnerte daran, wie hart die politischen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien im Landtag gewesen sind, als das kommunale Wahlrecht für 16-jährige und die Wählbarkeit für 20-jährige eingeführt worden ist. Bei den Kommunalwahlen im September 2011 könnten die jungen Wählerinnen und Wähler jedenfalls „erheblich mehr mitmischen als in der Vergangenheit“, ist sich der SPD-Politiker sicher.

IG BCE Jugendvertreter
Beim "Kamingespräch" mit den angehenden Jugendauszubildendenvertretern (JAV) der IG BCE

Sehr handfeste Vorstellungen von der Bedeutung ihres Stimm- und Mitwirkungsrechts im Betrieb bewiesen die angehenden Jugendvertreterinnen und Jugendvertreter beim Seminar der IGBCE. „Wir wollen gewählt werden, weil wir die Interessen unserer jungen Kolleginnen und Kollegen vertreten wollen. Dazu müssen wir wissen, welche Interessen und Probleme sie haben. Deshalb wollen wir gute Kontakte mit allen Gruppen haben“, erklärten sie selbstbewusst. Tatsächlich sehen die jungen Beschäftigten mit Sorge die „Sprachlosigkeit“ zwischen Alters-, bildungsbedingten und sozialen Gruppen. Mustafa Erkan forderte deshalb statt einer „trennenden“ die „gemeinsame Schule“.

Jugendfeuerwehren im CineStar Garbsen
Bei der Werbefilmpräsentation der niedersächsischen Jugendfeuerwehren im Garbsener CineStar

Wie sehr die Jugend künftig umworben wird, damit die Aufgaben, Ansprüche und Anforderungen an die Gesellschaft künftig erfüllt werden können, wurde bei der Präsentation des neuen Werbefilms der niedersächsischen Jugendfeuerwehren im Garbsener CineStar deutlich. Uwe Kühte, Landesjugendfeuerwart aus Bad Essen, betonte gegenüber Heinrich Aller, wie wichtig die Kinder- und Jugendarbeit für die künftige Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehren sei. Der 18-minütige Werbefilm sei ein gelungenes Medium, so Aller, um junge Menschen schon früh über Spiel, interessante Angebote und Aufgaben an verantwortliche Mitarbeit heranzuführen. Kühte und Aller wollen das positive Beispiel der Feuerwehren in weiteren Veranstaltungen verbreiten. Eine nächste Gelegenheit dafür ergibt sich schon bald in Wunstorf: Jungsozialisten, die in Barsinghausen an der Veranstaltung „Der Jugend eine Stimme geben“ teilgenommen haben, haben inzwischen bei Aller angefragt, ob er seine „Zukunftsgespräche“ auch in Wunstorf anbieten wolle.