„Die Qualität der Pflege und Betreuung älteren Menschen ist ein wichtiger Prüfstein für eine humane Gesellschaft. Die Gesellschaft wird immer älter. Deshalb müsse sich die Politik den Herausforderungen auch „vor Ort“ stellen.“ - Dieses Fazit zog eine Expertenrunde, die auf Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Heinrich Aller im AWO-Seniorenzentrum zusammengekommen war. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Gute Pflege für alle. Wertvolle Pflege sichern. – Auch in Seelze.“

Die intensive Diskussion und die wertvolle Erkenntnisse über die Leistungen, die in der täglichen Arbeit der in Pflege und Betreuung von den Beschäftigten erbracht werden, seien ermutigend und verdienten mehr Respekt. Zustimmung fand der Seelzer Landtagsabgeordnete und Ratsherr Aller mit dem Vorschlag, schon bald eine Fortsetzungsveranstaltung durchzuführen. Dann sollen außer den Trägern, Betreibern und Beschäftigten der stationären und ambulanten Pflege auch die ehrenamtlichen Organisationen eingeladen werden.

Das Angebot für Pflege und Betreuung von älteren Menschen habe sich in Seelze in den letzten zehn Jahren insgesamt positiv entwickelt, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Die vier Einrichtungen in Seelze, Letter, Almhorst und Lathwehren böten rund 300 Bewohnerinnen vor allem aus dem Stadtgebiet einen wohnortnahen stationären Betreuungsplatz. Trotzdem verändere sich die Lage erheblich. Seelze unterscheide sich da nicht von anderen Städten in Niedersachsen oder in Deutschland. Angesichts der schon jetzt bekannten Entwicklungen in einer alternden Gesellschaft sei die Politik gleich mehrfach gefordert, betonte Aller. Neben der Qualität der Angebote rückten Fragen wie Attraktivität der Ausbildung, Arbeitsplätze, faire Löhne und Bezahlbarkeit der Leistungen in den Mittelpunkt der Debatte. Unterstützung fand er von den Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis. So forderte Mario Damitz von DRK-Regionsverband, dass endlich „ernst gemacht werden muss“ mit der Forderung „ambulant vor stationär“. Christa Erben vom Seniorenrat legte den Finger in die Wunde: „Es ist unerträglich, dass die Pflegeberufe in der Gesellschaft so geringe Anerkennung finden und die Bezahlung entsprechend schlecht ist.“ Da müsse die Politik etwas tun.

Ohne eine leistungsfähige Pflegeversicherung ginge in allen Aufgabenfeldern von Pflege und Betreuung fast nichts, betonten einhellig alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Expertenrunde. „Als wichtigen und richtigen Schritt in die richtige Richtung“ werteten denn auch Karen Stielau von der DRK-Sozialstation und Ingrid Kettner von der AWO-Senioreneinrichtung in Seelze, den Durchbruch für Pflegehelferinnen und Assistenzpersonal. Die Forderung, mehr für die Ausbildung von qualifizierten Fachkräften zu tun, wurde von Aller ausdrücklich unterstützt. Dass die Altenpflegeausbildung in Niedersachsen von den so dringend benötigten Fachkräften noch selbst bezahlt werden müsse, sei ein Unding. Seit Jahren verhinderten CDU und FDP im Landtag eine Änderung.

Für die nächsten Gesprächsrunden hat sich eine Reihe von wichtigen Themen herauskristallisiert, die auch unter Beteiligung der Stadt aufgegriffen werden sollen. Die Tatsache, dass beispielsweise Angebote von Tagespflege stärker nachgefragt werden, wie Karl-Heinz Siegmund und Antje Kafke betonten, die Kooperation zwischen den Anbietern von Pflege und Betreuung noch ausgebaut, das Wissen um vorhandene Leistungen unter den Senioren noch verbessert oder das Problem der älteren, pflegebedürftigen Behinderten zügig gelöst werden müsse, sollen weiter verfolgt werden.

Für die Werkstatt für Behinderte erklärte Gaby Bauch, dass sie sehr dankbar sei, dass die Lebenshilfe mit in die örtliche Diskussion einbezogen sei. Gerade für ihre Beschäftigten, die jetzt das Rentenalter erreichten, müssten Lösungen gefunden werden. Sie unterstützte ausdrücklich den von Heinrich Aller vorgeschlagen Weg „Aus der Praxis für die Praxis“, um künftige Pflege- und Betreuungsmodelle zu entwickeln.

Pflegekonferenz in Seelze
Über die Ergebnisse der Pflege-Expertenkonferenz freuen sich (v.l.n.r.): Mario Damitz (DRK), Gaby Bauch (Behindertenwerkstatt), Ingrid Kettner (AWO Seniorenzentrum), Ortrud Mall (AWO Wohnen und Pflegen), Christa Erben (Seniorenrat), Antje Kafke (Häuslicher Pflegedienst, Tagespflege) und Veranstalter Heinrich Aller MdL.